Ich komme nach Hause. Hab schon wieder zwei 6en in der Schule gekriegt. Mama weint. Sie weint in letzter Zeit oft wegen mir, weil ich nichts hinkriege. Ich enttäusche sie immer. Jedes einzelne mal.
Sie steht plötzlich ganz nah bei mir, ihre glasigen grauen Augen vertiefen sich in meinen. Ich schrecke zurück. Sie schaut mich an und fängt an zu weinen. Ich will sie in den Arm nehmen, aber sie geht weg. Es passiert öfters. Im Bruchteil einer Sekunde steht sie direkt vor mir, ich erschrecke mich, sie fängt an zu weinen, geht weg, ich hinterher. Mit zittriger Stimme sagt sie leise, dass ich in mein Zimmer gehen und Hausaufgaben machen soll. Ich gehe in mein Zimmer. Nach einer Weile hör ich was in der Küche, gehe hin. Mama steht vor der Spüle. Das schärfste Messer, das wir besitzen, in der Hand. Ihr verlorener Blick macht mir Angst. Sie zieht das Messer den ganzen Unterarm entlang. Blut rinnt in die Spüle. Sie zieht 2, 3 Linien daneben, ihren ganzen Arm entlang. Sie drückt immer tiefer. Ich rede auf sie ein, doch sie scheint nichts zu hören. Es sind jetzt 10 lange Narben, alles ist voller Blut. Ich versuche ihr das Messer aus der Hand zu reißen, sie schupft mich weg. Der 2. Versuch lief gleich. Ich umarme sie, sage ihr, dass ich sie nicht verlieren will, dass sie der wichtigste Mensch für mich ist, dass ich sie über alles liebe. Ich bin voller Blut. Sie hört auf, dreht den Kopf zu mir. Ein starrer, eisiger Blick trifft mich. Ich stolpere zurück. Ein hämisches Grinsen macht sich auf ihrem Gesicht breit, wie ein aufgemaltes Clownslächeln. Sie fängt an zu lachen. Immer lauter, immer hysterischer. Sie dreht sich mit ihrem Körper zu mir, kommt langsam näher, mit dem Messer in der Hand. Sie flüstert etwas, ich gehe zurück. Wie ein Kampfschreit brüllt sie: ' stirb, du häßliche Missgeburt! ' , stürzt sich auf mich, sticht mir ins Herz. Mit dem Messer in der Brust liege ich auf dem Boden. Mit einem zufriedenen Lächeln schaut sie auf mich herab.
Immer & immer wieder träume ich diesen Traum. Seitdem habe ich Angst vor meiner Mama.
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